Sekka ging hinter Eishun einen langen Gang entlang – immer von Soldaten begleitet.
Natürlich waren auf jedem strategisch wichtigen Punkt des Hofes in der Kaiserlichen Villa Wachen postiert. Bei so strikten Sicherheitsvorkehrungen hätte selbst eine Ameise keinen sicheren Spalt nach draußen finden können.
Wahrscheinlich wäre es unmöglich, von hier zu fliehen – selbst wenn ihn Kishoh wirklich töten wollte und Sekka sehr verzweifelt wäre. Sekka seufzte leise, als er versuchte, trotz der immer weiter wachsenden Angst in ihm, die Situation ruhig zu analysieren. Er seufzte, weil er wirklich nicht wusste, was nun aus seinem Leben werden sollte. Das schien ganz davon abzuhängen, welches Thema Kishoh jetzt mit ihm besprechen wollte.
Nachdem sie um unzählige Ecken gebogen waren, erschien vor ihnen eine Tür, die auf beiden Seiten von Soldaten flankiert wurde. Das waren dann wahrscheinlich Kishohs Gemächer. Die Wachen öffneten schweigend die Türflügel, als sie Eishun und Sekka sahen.
„Ich habe Prinzessin Shungetsu mitgebracht“, teilte Eishun dem Kaiser respektvoll mit.
Kishoh saß auf einer großen Couch in der Mitte des Raumes und sah einige Briefe durch. Auf dem runden Tisch standen ein paar Schalen mit Früchten und Getränken, wodurch das Zimmer eine etwas häuslichere Atmosphäre erhielt.
Seit seiner Abreise hatte Sekka Kishoh nicht mehr von Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden. Diesmal trug er keine Rüstung wie bei der Schlacht um Ka. Doch wie auch damals waren all seine Kleider von schwarzer Farbe. Im Kerzenlicht konnte Sekka sehen, dass man sie aus Seide der höchsten Güteklasse gefertigt und das Muster von Drachen in sie eingearbeitet hatte.
Das Innere des Raumes war recht einfach gehalten und nicht sehr protzig ausgeschmückt. Es war, als würde man hier eher Wert auf die Zweckmäßigkeit der Möbel legen – und ob diese nun mit Perlmutt-Einlagen verziert waren oder aber aus reinem Ebenholz bestanden, war an sich egal. Tatsächlich war der Raum, der man für Sekka und sein Gefolge hergerichtet hatte, deutlich pompöser.
Indem er einen gebührenden Abstand zu Kishoh beibehielt, verneigte sich Sekka kurz mit vor der Brust verschränkten Händen.
„Verzeiht, dass ich Euch noch zu dieser späten Stunde zu mir bestelle. Wahrscheinlich seid Ihr erschöpft von der langen Reise.“
„… Nein.“
Sekka war erstaunt – von Kishoh hatte er wirklich keine Entschuldigung für dieses grobe Benehmen erwartet. Währenddessen ging Eishun leise aus dem Zimmer und ließ Sekka mit Kishoh allein.
Sekka konnte fühlen, wie Kishohs Blick an der Kante seines Schleiers entlang glitt und er versuchte, Sekkas Gesicht darunter zu ergründen. Doch wie sonst auch lag in diesem Starren nicht der kleinste Hauch an gierigem Interesse. Es wirkte eher, als wollte er etwas Interessantes näher betrachten.
Wie immer konnte Sekka die Gedanken dieses Mannes nicht erraten – ebenso wenig wie den Grund, warum er ihn hierher beordert hatte. Sekka spürte ein mulmiges Gefühl im Bauch, doch er ertrug es wortlos und wartete, dass Kishoh endlich den Mund aufmachte.
„Von dem, was ich gehört habe, hattet Ihr einen jüngeren Bruder“, sagte Kishoh endlich, nachdem er Sekka solange gemustert hatte, bis er zufrieden war.
„Ja…“, antwortete ihm Sekka sofort. Er dachte noch nicht einmal darüber nach, ob Kishoh mit diesem Satz irgendetwas andeuten wollte. Seine Stimme war leise und sie verriet nichts von dem plötzlichen Aufruhr in seinem Herzen.
„Man sagt, der Prinz habe zusammen mit der Kaiserin Selbstmord begangen. Es wurden Leichen gefunden, die ihm ähnlich sahen, doch sie trugen nichts an sich, dass typisch für einen Prinzen gewesen wäre und als Beweis für seine Identität dienen könnte.“
Unter den Mitgliedern der Königsfamilie, die sich im Mausoleum das Leben genommen hatten, waren auch einige von Sekkas Cousins gewesen, die alle etwa in seinem Alter waren. Sekka brach das Herz, als er an sie dachte. Sie hatten ihre letzten Momente noch bei ihrer Familie verbringen können. Doch diese Wahrheit würde er nicht offen legen. Für ihn selbst war es besser, wenn er die Leute von Yoh raten ließ, welche der männlichen Leichen wohl Sekka gehören mochte.
„Während ich in Ka gewesen war, habe ich eine interessante Geschichte gehört.“
Sekka verstand nicht, warum Kishoh plötzlich mit einer Märchenstunde anfing. Er spürte das Verlangen in sich, das Gesicht dieses Mannes deutlicher zu sehen und den Ausdruck darin zu deuten. Er kämpfte diesen Drang nieder und rührte den Schleier vor seinen Augen nicht an.
„Es muss wohl im letzten Herbst gewesen sein, dass Prinzessin Shungetsu aufgrund einer Krankheit mehrere Tage lang das Bett gehütet hat. Nach kurzer Genesungszeit war sie dann wieder gesund. Doch aus der einst lebensfrohen Prinzessin mit ihrem so starken Willen war nun eine erstaunlich feminine und gütige Frau geworden. Beinah als wäre sie eine andere Person…“
Kishohs Tonfall klang seltsam zweideutig, während er eins nach dem anderen aufzählte. Die Art, wie er sprach, war seltsam – wenn man bedachte, dass die Person seiner Geschichte eigentlich genau vor ihm stand.
Sekka konnte wirklich nicht sagen, ob dieser Mann nun wusste, dass er den Platz seiner älteren Schwester eingenommen hatte. Hatte er vielleicht ein Gerücht gehört? Kalter Schweiß rann ihm den Rücken hinab.
„Der Prinz war von sehr zurückhaltendem Charakter, und er hat sich nur selten bei offiziellen Anlässen sehen lassen. Doch laut den Menschen, die ihn schon einmal getroffen hatten, waren er und die Prinzessin sich so ähnlich wie ein Ei dem anderen.“
Dieses Gespräch wurde mit jedem Satz schlimmer. Als wollte er seine angespannten Nerven noch mehr reizen, erhob sich Kishoh von der breiten Couch und kam langsam auf Sekka zu. Der Duft von parfümierten Kleidern vermischte sich mit dem Geruch von Räucherstäbchen und waberte durch die Luft.
Mochte dieser Mann etwa Räucherkerzen? Sekka hielt vor Angst den Atem an, während ihm aus irgendeinem Grund diese seltsam klare Frage durch den Kopf fuhr.
Kishoh verringerte den Abstand zwischen ihnen, bis er so nah vor ihm stehen blieb, dass er Sekka mit bloßen Händen berühren könnte. Dann sagte er mit leisem Murmeln: „Der Name des Prinzen war Li Sekka.“
„… Hahh.“ Sekka konnte nichts mehr dagegen tun – bei diesen Worten verkrampften sich seine Schultern. Sein Herz fühlte sich an, als würde es gerade aufbrechen; sein Puls wurde immer lauter!
„Wie war noch gleich der Eurige?“ Selbst wenn dieser Satz als eine Frage formuliert war, lag in Kishohs Stimme der Unterton eines Mannes, der sich seiner Sache sicher war und bereits die Antwort auf die Frage kannte.
Irgendwie hatte er es herausgefunden! Sekka hatte versucht, sich ganz natürlich zu verhalten, doch tatsächlich hatte er gerade damit den Verdacht auf sich gelenkt!
Oder es war so wie damals, als irgendjemand der Armee von Yoh berichtet hatte, dass Sekka und seine Leute dem Palast entkommen waren? Allerdings hatte man alle Soldaten gefangen genommen – und jeder von ihnen war überzeugt gewesen, dass Sekka Shungetsu war. Zudem war jede Dienerin, die die Wahrheit kannte – einmal abgesehen von Shohen und Baigyoku – seiner Mutter in den Tod gefolgt.
Doch wie denn auch sei… Er war gerade in eine absolute Sackgasse geraten! Wenn Kishoh jetzt von ihm verlangte, dass er sich auszog, und er ihn anschließend untersuchte, würde sich Sekka nicht widersetzen können. Im Gegenteil: Dann würde auch noch sein anderes, ekelerregendes Geheimnis bekannt werden!
Sein ganzer Körper überzog sich mit einer Gänsehaut. Langsam hob Sekka den Kopf. Er begegnete Kishohs Augen, da dieser Mann ihn immer noch unentwegt anstarrte. Selbst jetzt zeichnete sich auf diesem schönen Gesicht keine weitere Regung ab.
„… Wie kommt Eure Majestät darauf?“, fragte er, indem er die Worte des anderen als gegeben hinnahm – weder stritt er sie ab, noch bestätigte er sie. Angesichts dieser unerwarteten Antwort hob Kishoh leicht die Brauen.
„Eine Prinzessin, die nach einer Krankheit eine völlig neue Persönlichkeit angenommen hat? Ein Prinz, der sich nie vor anderen Leuten zeigte? Eine ältere Schwester und ein jüngerer Bruder, die einander wie ein Ei dem anderen ähneln? An diesem Punkt sollte der Fall schon klar sein. Es ist nur natürlich, anzunehmen, dass die beiden die Plätze getauscht haben.“
Das war nicht einfach nur länger eine Vermutung. Das war eine Schlussfolgerung basierend auf einer objektiven Analyse der Situation.
Trotz dieser logischen Herleitung, die mit dem Fazit endete, dass Sekka den Platz seiner Schwester eingenommen haben musste, blieb Kishohs Mine weiterhin ausdruckslos und distanziert – kein bisschen triumphierend. Sein Auftreten zeigte auch keinerlei Abscheu angesichts der Tatsache, wie lächerlich es doch war, dass Sekka bis jetzt um des Überlebens willen vorgegeben hatte, seine ältere Schwester zu sein.
„Ich ließ die Gefangenen befragen und die Überreste des Königspalastes durchsuchen, doch von dem Prinzen fehlt seltsamerweise jede Spur. So als ob alles, was mit seiner Existenz zusammen hing, von Anfang an unter Verschluss gehalten worden war. Ist das so Brauch in Ka?“
„In meinem Land wurde der Thron in der weiblichen Linie des Königsgeschlechts vererbt… Der erste Prinz wäre ein Priester im Mondpalast geworden und hätte dort dem Gott des Mondes gehuldigt.“
Allerdings war das nicht die ganze Wahrheit. Sekkas Fall war ein spezieller und aus Selbsthass für seinen abartigen Körper hatte er offizielle Anlässe und Festlichkeiten oft gemieden.
„Wenn Ihr Prinz Sekka seid, was ist dann aus der echten Prinzessin Shungetsu geworden?“
Einen Moment lang zögerte Sekka mit seiner Antwort. Doch da sie nun schon bis zu diesem Punkt gekommen waren, machte es keinen Sinn mehr, sein Geheimnis weiter zu wahren. „… Sie ist gestorben.“
Seit er von Kishoh gefangen genommen worden war, hatte ihn eine Angst befallen, die dem Gefühl recht nahe kam, als würde er sich auf dünnem Eis bewegen. Nun, da man seine wahre Identität herausgefunden hatte, wurde Sekkas Herz, das das Ausmaß dieser Situation erkannte, eher von einem Gefühl der drohenden Verzweiflung überwältigt.
„Verstehe.“
Er hatte wahrscheinlich schon vermutet, dass Shungetsu tot war. Kishoh hatte so schnell aus allem die richtigen Schlüsse gezogen. Jeder, der Kenntnis von Shungetsus Tod gehabt hatte, unterstand einer strikten Schweigepflicht. Aber wahrscheinlich gab es da auch welche, die die Wahrheit verraten hatten, als die Armee von Yoh sie erst einmal verhörte.
„Was wirst du jetzt mit mir machen?“, fragte Sekka und er sah hinauf zu Kishoh, während er sich für das Schlimmste wappnete.
Er hatte gehört, dass in Yoh die Kriminellen wirklich grausam bestraft wurden. Einem die Haut abzuziehen, die Sehnen zu zertrennen und die Knochen zu brechen war dort normal. Es sollte dort auch eine Foltermethode geben, die etwas mit nassem Papier zu tun hatte, das einem aufs Gesicht gelegt wurde, sodass das man dann zu Tode erstickte. Verglichen damit schien ein Tod durch Enthauptung fast schon erträglich.
„Das stimmt allerdings… Was sollte ich jetzt mit dir machen?“, murmelte Kishoh vage – wobei er offenbar versuchte, es nachdenklich klingen zu lassen. Er sprach mit der Gelassenheit eines Mannes, der genau wusste, dass er Sekkas Leben in seinen Händen hielt. „Früher wurden die Jungen aus Adels- und Königsfamilien von übernommenen Ländern kastriert und mussten als Diener am Kaiserlichen Hof arbeiten. Allerdings…“
Sekka stand zitternd vor Angst da, während er Kishohs Spott über sich ergehen ließ. Obwohl seine wahre Identität enthüllt worden war, so bat er doch nicht um sein Leben oder flehte diesen Mann um Gnade an. Doch in dem Moment, als er Kishohs Blick kreuzte und das zweideutige Lächeln in seinen Augen sah, erhob sich in Sekka ein wilder Überlebensinstinkt.
Dieser Mann… er wusste es! Er kannte das Geheimnis, das Sekka mit sich zu Grabe hatte tragen wollen! Das Blut in seinem Körper gefror zu Eis.
Wäre er bei klarem Verstand gewesen, so hätte er wohl nicht so überstürzten gehandelt. Doch die Tatsache, dass seine Identität als Prinz entdeckt worden war, ließ seine ganze Selbstbeherrschung in sich zusammen brechen. Sein Körper bewegte sich schon, bevor er noch einen weiteren Gedanken fassen konnte. Dieser Mann vor ihm war der Feind, der sein Heimatland zerstört hatte! Und bevor man Sekka töten würde, wollte er, dass zumindest der Schuldige für diese eine Tat büßen musste!
Sein Schleier flatterte durch die Luft.
Mit einer blitzartigen Bewegung zog Sekka ein kleines Messer hervor, das in der verzierten Haarspange seiner Frisur versteckt gelegen hatte... und er stürzte sich auf Kishoh. Yougetsus Haarspange war ein sehr aufwendig gearbeitetes Schmuckstück von seltener Schönheit und Handwerkskunst. Sie bestand aus Silber und war mit Perlen und Diamanten besetzt. Das kleine Messer, das man dort eingearbeitet hatte, war nur für den Gebrauch in höchster Not vorgesehen.
Kishohs Augen weiteten sich alarmiert.
Das gezückte Metall blitzte im Kerzenlicht. Sekka warf sich mit aller Macht nach vorn, wobei die Messerspitze auf sein Gegenüber zeigte. Doch Kishoh wich ihm mit Leichtigkeit aus. Sekka verlagerte sein Gewicht und setzte zu einem neuen Angriff an, doch dieses Mal fing Kishoh seine Hand ab.
„Wie töricht.“
„… Tchh.“
Sekka biss die Zähne zusammen, als sein Handgelenk mit unbarmherziger Stärke zusammen gequetscht wurde – der Schmerz war so groß, dass er glaubte, seine Knochen würden brechen. Er konnte es nicht mehr ertragen und ließ das kleine Messer fallen. Ein scharfes Klappern war zu hören, als es auf dem Boden aufkam.
„Dachtest du wirklich, dass du mich mit einem solchen Ding töten kannst?“
Kishoh hatte bereits das kleine Messer aufgehoben, wobei er Sekka noch immer mit der einen Hand festhielt. Er betrachtete es, schnaubte amüsiert und warf es dann in eine Zimmerecke, wo Sekka es nicht mehr erreichen konnte.
„Aagh… Lass los… ughh!“
Sekka versuchte, die großen Finger des Mannes abzuschütteln, die sich in seinem Handgelenk fest gebissen hatten, doch sie lockerten sich kein Stück. Kishoh war von ganz anderer Statur als er – und nun wurde ihm erstmals auch der himmelhohe Unterschied in der Muskelkraft zwischen ihnen bewusst.
Kishoh sah mit leichtem Lächeln auf den sich windenden Sekka hinab.
Verdammt! Dieser Mann war unerträglich! Der Hass, den er bereits bei der Zerstörung seines Landes empfunden hatte, fand endlich den Weg in seine Kehle und Sekka schrie: „Ka war vielleicht nur ein kleines Land, aber zumindest konnten wir unter der friedlichen Herrschaft unserer Kaiserin leben! Wenn ihr uns nicht angegriffen hättet…!“
„Die Eroberung des Binnenlandes war der lang gehegte Traum eines jeden Kaisers von Yoh. Zudem war es der letzte Wunsch meines Vaters auf dem Sterbebett, dass wir Ka erobern würden. Wie es schien, war die verlorene Schlacht vor zwanzig Jahren für ihn eine große Demütigung.“ Sekkas Blick schienen den Mann vor ihm erdolchen zu wollen, aber Kishoh ließ das völlig kalt. Seine Augen schienen in die ferne Vergangenheit gerichtet zu sein, seine Lippen bogen sich zu einem sarkastischen Lächeln. „Und so war Kas Eroberung für mich, der ich in die Fußstapfen meines Vaters treten wollte, ein nötiger Schritt. Indem ich den letzten Wunsch des letzten Kaisers erfüllte, hat sich Ryuu Kishoh als würdiger Nachfolger des Throns erwiesen. Es war nötig, um meine Macht zu sichern.“
„Das hast du nur für deinen eigenen Vorteil getan… Abscheulich!“
Ganz egal, wie oft und mit welchen Argumenten Kishoh seine Taten auch rechtfertigen mochte – oder er ihre Notwendigkeit betonte – am Beginn einer Feindschaft stand stets ein selbstsüchtiges Handeln. Aus purem Eigennutz hatte er Ka unter seinem Fuß zertrampelt! Sekkas Mutter, seine Familie und sein Volk waren dafür gestorben! In Sekkas Körper brach sich eine zitternde, fiebrige Wut Bahn.
„Wenn ihr nicht wolltet, dass man euer Land zerstört, so hättet ihr euch gleich unterwerfen sollen. Wir haben mehrmals Würdenträger geschickt und euch die Kapitulation angeboten. Warum wohl hat sich deine Mutter nicht ergeben?“
„Warum sollte sie? Sollten wir uns ergeben, nur um dann eine Demütigung zu erfahren, die schlimmer ist als der Tod?!“ Dass Kishoh noch immer so egozentrisch reden konnte… Sekkas Blick wurde noch eisiger. „Wenn ihr unser Volk versklavt, die Kaiserin vom Thron gestoßen, sie weggesperrt oder sogar hingerichtet hätte... angesichts dieser Aussichten kann man sich nicht ergeben! Meine Mutter hat sich entschieden, für das Wohl unseres Landes und des Volkes zu kämpfen!“
„Falsch. Deine Mutter hat sich dafür entschieden zu sterben und so ihren Stolz als Kaiserin zu beschützen. Sie hat ihren eigenen Stolz über die Bedürfnisse ihres Landes und des Volkes gestellt“, schnitt Kishoh ihm eiskalt das Wort ab. Und er machte unbarmherzig weiter: „Ich hörte, die Kaiserin hatte schon lange das Krankenlager gehütet. Obendrein ist die Erbin des Kaiserthrons, Prinzessin Shungetsu, auch noch gestorben. Der Fall von Ka war unvermeidlich.“
„Du irrst dich…!“, schrie Sekka ihm entgegen ohne darüber nachzudenken. Seine Stimme war so angespannt, dass er meinte, ihm müssten gleich die Stimmbänder reißen. Gleich würde er Blut spucken oder aber an den eigenen Worten ersticken! Was den Tod seiner älteren Schwester betraf, so war es schon richtig, dass sich Kas Zukunft damit stark verdüstert hatte. Selbst Sekka verstand das, aber er konnte es nicht ertragen, dass Kishoh ihm das jetzt unter die Nase rieb – dieser Missetäter, der Kas Untergang auf dem Gewissen hatte!
Kishohs unnahbare Augen nagelten Sekka an Ort und Stelle fest, den die heftige Wut schüttelte. „Der Weg, für den ich mich entschieden habe, ist ein Weg der Militärherrschaft. Das bedeutet viel Blutvergießen und unzählige Leichenberge und mehr und mehr Elend. Doch ich werde diesen Pfad weiter beschreiten, bis ich am Ende der absolute Herrscher bin. Und ich werde es nicht zulassen, dass mich irgendjemand daran hindert.“
Die dunklen Augen dieses Mannes glitzerten. In ihnen leuchtete ein Wille aus Stahl. Viel zu überwältigt von dieser Aura des rücksichtslosen Alleinherrschers, musste Sekka am Ende seinen Blick abwenden.
„Das sind sehr schöne Augen.“
„Eeh…?“
Sekkas Kiefer wurde ergriffen und er konnte den Atem des anderen Mannes fühlen, als Kishoh nun sein Gesicht betrachtete. Kurz glaubte er, dass sich die eigene Gestalt in diesen pechschwarzen Pupillen spiegeln würde. Bei diesem Gedanken verschlug es Sekka es den Atem.
„Ich hatte mir schon gedacht, dass es seltsam war. Als ich dich gefangen nahm, dachte ich, dass du Shungetsu sein müsstest, da sich ein Porträt von ihr in meinem Besitz befindet. Dann war da noch die Bestätigung dieses einen Gefangen. Doch seltsamerweise gab es da immer noch etwas, das mich beschäftigt hat. Es hat sich nicht richtig angefühlt, würde ich mal sagen… Wahrscheinlich umgibt dich einfach ein steifer Charakterzug, der nicht zu einer Prinzessin passen will.“
Er hatte schon von Anfang an gefühlt, dass etwas nicht stimmte? Dann besaß er wirklich eine schreckliche Auffassungsgabe. Was noch dazu kam, so hatte Kishoh nie auch nur die Spur seiner Zweifel offen .
Auch wenn es nicht häufig war, so gab es doch auch sehr schlanke Frauen mit wenig weiblichen Kurven. Auf Anweisung seiner Mutter trug Sekka ein speziell gefertigtes Untergewand, das seiner Figur ein weibliches Erscheinungsbild verleihen würde – doch seine drahtigen Hände und den dünnen Hals konnte man damit nicht verstecken oder weicher machen. Aber es war doch wirklich unwahrscheinlich, dass das Kishohs Misstrauen erregt haben könnte, oder?
„Das trifft sich doch gut. All diese willigen Frauen in meinem Harem haben gerade erst begonnen, mich zu langweilen.“
„Wa- Was meinst du damit? Lass mich g-gehen!“
Er packte nun selbst den Arm, den Kishoh hielt, und versuchte sich, mit den Füßen fest in den Boden zu stemmen. Doch Kishoh schleifte Sekka ohne weitere Rücksicht mit sich.
Mit großen Schritten durchquerte er den Raum und öffnete die Tür zu einem angrenzenden Zimmer. Es war ein Schlafgemach. Im Kerzenlicht zeichnete sich deutlich ein großes Bett ab…
Sandas Gedanken zum Text
Hah, ihr glaubt nicht, wie viel Spaß ich bei dieser Szene hatte! Ich habe eine echte Schwäche für Enthüllungsmomente (die Maske fällt, sieh der Wahrheit ins Gesicht, OMG!). Kishoh, du schlauer Fuchs… willst wohl Sherlock Holmes Konkurrenz machen?
Schön, dass wir außerdem mal einen kurzen Blick auf Sekkas wehrhafte Seite werfen konnten. Lasst uns kurz innehalten und Yougetsu würdigen, deren letzter Befehl an Sekka „Lebe“ gewesen war und sie ihm als Abschiedsgeschenk eine versteckte Waffe mit auf den Weg gegeben hat. ^^
Ich entschuldige mich schon mal dafür, dass ich bei einem solchen Cliffhanger aufhöre. Aber in diesem Kapitel liegen noch mehr als 20 Word-Seiten vor mir – irgendwo muss ich einen Cut machen, sonst wird es einfach zu lang (na ja, und an dieser Stelle hält sich noch gut die Spannung ^^).
oh nein er hat es schon geandt und jetzt weis er es das sekka keine frau ist. ok das mit dem messer ging schief. das ist noch nicht das schlimmste sonder weil er von seinem harem gelanweilt ist und da kommt in sekka gerade recht. schon wird er ins schlafzimmer gezogen.
AntwortenLöschenJa, da wird nicht groß um den heißen Brei herum geredet. Ich meine ja, dass es schlimmer kommen könnte - immerhin hat Sekka gerade einen Mordversuch auf Kishoh gestartet! Als ich das das erste Mal gelesen habe, dachte ich schon, er könnte Sekka töten. Also, puhh, Glück gehabt... auch wenn ich nciht denke, dass Sekka das genauso sieht >︿<
LöschenKisho ist aber ein sehr flotter und schneller Denker, also ich wäre auf al das nicht gekommen und dann hat er noch eine Vermutung über Sekkas Körper.
AntwortenLöschenIch glaube der nächste Teil des Kapitels wird zu Sekkas Leidwesen nicht besonders gut verlaufen.
Wir werden sehen ;)
Löschen........Cliffhanger........
AntwortenLöschenEs gibt nichts schlimmeres beim Lesen.
Und wir Wissen in welche Richtung das gehen wird. 😱
Danke fürs Hochladen.
Das schlimme ist, zwei Wochen warten (Es gibt leider keinen Emoti der seinen Kopf auf die Tischplatte knallt 😁)
Ahh, tut mir echt leid, dass ich euch noch weiter auf die Folter spannen muss! Ich verspreche, mich mit dem Kapitel zu beeilen! Ganze zwei Wochen müsst ihr nicht warten, aber ich verspreche nicht, dass ich es schon in dieser Woche raus bringen kann. Ich weiß, die Wartezeit kann echt nervtreibend sein >︿<
Löschenbin gespannt was ihn jetzt erwartet..... obwohl wir uns alle das ja vorstellen können.....
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